(Diese Aufgabe erschien am 17.8.2004 in der Stuttgarter Zeitung als Teil des
StZ-Sommerrätsels.)
Was die
Bräuche beim Bekleiden dem Kundigen verraten
Hinter
Schleifenhaube und Bollenhut verbergen sich Hinweise auf
Familienstand, Herkunft und Vermögen
Diese Rätselstation
führt uns quer durch Baden-Württemberg. Diesmal heißt es: an ihren
Kleidern sollt ihr sie erkennen. Zumindest sollen Sie herausfinden,
wo die jeweiligen Trachtenträger zu Hause sind.
Eine Tracht ist alt und typisch für einen Landstrich, so meint
man - und hat sich schon mit den Volkskundlern überworfen.
Vieles sei von Künstlern idealisiert und von Interessenvertretern
instrumentalisiert worden, merken die Wissenschaftler kritisch an.
Der Begriff, der früher schlicht bezeichnete, was man trug (im
Zweifel auch davontrug, wenn es sich um Prügel gehandelt haben
sollte), wurde im frühen 19. Jahrhundert durch Ernst Moritz Arndt
ideologisch belegt. Er entwarf aus der Sehnsucht nach deutscher
Einheit heraus sogar selbst eine einheitliche deutsche Tracht, die
es so freilich nie gab.
Mit der Einheitlichkeit sei es auch in kleineren Regionen
überhaupt nicht weit her, meint Gustav Schöck von der Stuttgarter
Landesstelle für Volkskunde. Die Uniformität der Trachten sei das
Ergebnis der Bemühungen der Trachtenvereine, die sogar großteils
erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden seien.
Auch wenn sie nicht so einheitlich waren, wie es heute manchmal
scheinen mag, auch wenn die Tracht von Dorf zu Dorf verschieden war,
so gibt es doch Gemeinsamkeiten. Oft setzte man typische Akzente,
indem man das Material verarbeitete, das in der Gegend wuchs. Für
die meisten galt durchaus: Kleider machen Leute. Sie konnten mehr
oder weniger dezent den Besitzstand der Träger (vor allem der
Trägerinnen) andeuten, sei es durch die Verzierung der Haube oder
durch die Breite des Rocksaums.
Für Unverheiratete galten selbstverständlich andere
Kleiderordnungen als für Verheiratete, mancherorts wusste man sogar
abzustufen zwischen dem Anzug für hohe Feiertage und dem für
gewöhnliche Sonntage, zwischen gewöhnlichem Sonntagmorgen und
gewöhnlichem Sonntagabend. Keine Sorge, Sie sollen nicht austüfteln,
wer von den abgebildeten Trachtenträgern mit wem verheiratet ist, zu
welcher Uhrzeit an welchem Feiertag das Foto gemacht wurde oder wie
viel Geld die Abgebildeten haben. Wir wollen nur wissen, wo die
Trachten herkommen.
Viel Spaß beim Knobeln!
(Die Lösungen erscheinen, wenn Sie mit dem Mauszeiger über das Wort "Lösung"
gehen.)
Frage 1: |
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Das ist leicht. Hier sehen Sie Bollenhüte. Typisch Schwarzwald,
sagt man, und doch ist der Bollenhut genau genommen nur in drei
Gemeinden zu Hause. In welchen?
Frage 2: |
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Städtisch und reich, davon zeugt diese Kleidung mit Anklängen ans
Italienische. Kritiker sehen in dem Kopfschmuck wegen der vielen
Gold- und Silberfäden einen Hang zur Hoffahrt. In Oberschwaben ist
die Radhaube besonders beliebt. Wie heißt ihre mutmaßliche
Vorläuferin?
Frage 3: |
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Der auffallendste Teil dieser Kleidung war Gegenstand früher
Gewerbeförderung, überhaupt nahm man, was da war. Der Ort, dem diese
Tracht zugeordnet wird, galt als Hochburg einer speziellen Kunst und
unterhielt eine Schule, in der die Verarbeitung des Produkts gelehrt
wurde. Heute tickt man dort anders.
Wie heißt der weibliche Kopfputz und wie der Ort?
Frage 4: |
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Viel Stärke ist notwendig, damit diese große Schleifenhaube etwas
hermacht. Nicht weil sie so schwer wäre, sondern weil ohne Stärke
der Stoff nicht hält. Starke Nerven brauchen Sie auch, um die Lösung
zu finden, denn jetzt geht’s ins Detail. Man trägt die Tracht
westlich von Offenburg. Suchen Sie einen Ort, der für Tabakanbau
bekannt und relativ jung ist. Wie heißt die Kleidung?
Frage 5: |
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Von wegen dunkel und schlicht: goldener Rocksaum, bunte Bänder
und doch evangelisch. So räumt auch diese Tracht mit einem Vorurteil
auf. Ihre Träger waren am Königshof hochwillkommen und präsentierten
sich schon recht früh sehr gerne. Dann ließen sie sich aber die
Fahrkarte zahlen und verlangten einen Tageslohn. Woher kamen sie?