Blick
über die Landesgrenzen:
Vinzenzifest Wendlingen
Augsburg
(mh) - Am vergangenen Wochenende wurde in Wendlingen am Neckar, der
baden-württembergischen Patenstadt der Stadt Eger, das 56. Vinzenzifest
gefeiert.
Im
Brauchtum der Stadt Eger war das Vinzenzifest tief verwurzelt. Alljährlich
wurde das Ernetedankfest Ende August gefeiert. Der Ursprung dieses volkstümlich
gewordenen Festes geht auf die Überführung der Reliquie des heiligen
Vinzentius nach Eger zurück. Vinzentius war Diakon des heiligen Bischofs
Valerius von Saragossa in Spanien. Im Jahre 304 erlitt er in Rom das Martyrium.
Der Leib des Heiligen wurde auf Befehl seiner Heiligkeit Papst Alexander VIII.
aus seiner Ruhestätte an der Via Aurelia in Rom entnommen und dem Kardinal
Johann Leopold Grafen von Kolonitsch übergeben, der die Reliquie nach Wien
überführte. Da der Kardinal lange Zeit Kommandeur der Maltheser-Kommanda in
Eger war, überbrachte er sie aus Verbundenheit dorthin in die Kirche zum
heiligen Nikolaus. Seit dieser Zeit wurde in Eger dieser Überführung gedacht
und jährlich eine Vinzenziprozession durchgeführt. Diese Prozession erlebte
Johann Wolfgang von Goethe bei einem Aufenthalt in Eger, er beschrieb sie und
auch die getragenen Trachten ausführlich. Diese Aufzeichnungen von Geheimrat
Goethe waren auch Grundlage und Nachweis für die Egerländer Tracht.
Der
Sonntag der Vinzenziprozession wurde auch der „Birrnsonntag“ genannt. Jeder
Teilnehmer am Gottesdienst erhielt aus Anlass des Erntefestes eine Birne überreicht.
Gerhard Hinterbrandner, Gauvorstand des Altbayrisch-Schwäbischen Gauverbandes,
ist seit vielen Jahren gern gesehener Ehrengast des Vinzenzifestes. Seine langjährige
Freundschaft mit dem 1. Gauvorstand des Südwestdeutschen Gauverbandes und 2.
Vorsitzenden des Deutschen Trachtenverbandes, Gunter Dlabal, brachte ihm die
Verbundenheit mit dem Vorsitzenden der Eghalanda Gmoi Wendlingen, Horst Rödl
und damit auch mit dem Vinzenzifest.
Natürlich ist dieses Fest der Egerländer auch
eine politische Demonstration für Einheit und Freiheit. Während die große
Politik immer noch auf der Suche nach einem gemeinsamen Weg ist, finden auf den
örtlichen Ebenen bereits viele Begegnungen statt. Man denke auch an die
gemeinsame Landesgartenausstellung von Marktredwitz und Eger im Jahr 2006, an
die bayerische Landesausstellung 1500 Jahre Nachbarschaft Bayern /Böhmen,
welche derzeit in Zwiesel stattfindet, sowie an das gemeinsam geplante Jubiläum
von Eger und Waldsassen in den nächsten Jahren. Nicht zu vergessen die vielen
kleinen Gemeinschaften, die sich nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs 1989
gebildet haben.
In einem rhetorisch und inhaltlich brillanten
Vortrag im Rahmen der Patenratssitzung erinnerte der 1. Bundesvorsitzende der
Eghalanda Gmoin, Dr. Ralph Heimrath, an die Gründung des Bundes der Eghalanda
Gmoin, welcher am kommenden Wochenende in Marktredwitz sein 100-jähriges Gründungsfest
feiert. Viele Einzelheiten seines Vortrages (zu lesen unter www.bdeg.de/Dokumente)
erinnerten auch an die Gründung der Trachtenvereine an Industriestandorten –
wie z.B. in Augsburg durch Arbeiter der Fa. MAN und die Trachtenvereine entlang
von Wertach und Singold, wo sich holzverarbeitende Betriebe ansiedelten.
Bemerkenswert – auch im Hinblick auf Holzhausen – seine Aussage, dass Kultur
nur Bestand haben kann, wenn die Grundlagen wie Trachten, Lieder, Musik, Bücher
u.ä. bewahrt und aufbewahrt werden für die Nachkommen.
Bemerkenswert war auch das Zusammentreffen mit
dem Egerländer Pater Jordan Fenzl, der fast zwei Jahrzehnte der Seelsorger der
Eghalanda Gmoi Günzburg war und in dieser Eigenschaft in der Gauchronik des
Altbayrisch-Schwäbischen Gauverbandes verewigt ist.
Erfreulich war auch die Tatsache, dass man bei sämtlichen Rednern, sei es
Bürgermeister, Staatssekretärin oder Europaabgeordneten hörte, woher sie
kommen: Nämlich aus dem Ländle. Vorbildlich auch die Tatsache, dass hier die
Redner nicht im Bierzelt gegen die Lärmkulisse ankämpfen mussten, sondern dass
ihnen in einem gebührenden Rahmen die Gelegenheit gegeben wurde, ihre
Botschaften an interessierte Bürger zu vermitteln.
Im Jahr 2008 feiert der Südwestdeutsche
Gauverband vom 30. – 31. August im Rahmen des Vinzenzifestes sein Gaufest. Der
Altbayrisch-Schwäbische Gauverband wird sich sicherlich daran beteiligen.
Text/Fotos: Marianne Hinterbrandner